Das Zitat stammt vom britischen Staatsmann Winston Churchill (1874-1965).

In einem unserer Workshops sagte eine Teilnehmerin am Nachmittag: „Jetzt verstehe ich erst, dass es einen Unterschied zwischen Verpflichtung und Verantwortung gibt“. Das fand ich erstaunlich und gleichzeitig nachvollziehbar. Viele von uns funktionieren gut über Verpflichtung, weil wir oft von klein auf eine Prägung mitbekommen haben: „Du musst in die Schule gehen und brav sein“, „Ohne Fleiß kein Preis“, „Reiß dich zusammen“, „Das Leben ist kein Ponyhof“ und ähnliche Aussprüche haben wir von Eltern, Großeltern oder Lehrern zu hören bekommen (die das von ihren Eltern, Großeltern und Lehrern zu hören bekommen haben). All das führt dazu, dass man in dem Glauben aufwächst, im Leben keine Wahl zu haben, und dass das zu hinterfragen sich nicht gehört und nicht lohnt. Hinnehmen und still bewältigen ist die Devise.

Für manche Menschen gibt es auf den ersten Blick keinen Unterschied zwischen wollen und müssen. Das ist schade, denn mein Eindruck ist, dass Winston Churchill es auf den Punkt bringt, wenn er sagt: „Um die Welt zu ruinieren, genügt es, wenn jeder seine Pflicht tut.“

Deshalb habe ich mich sehr über die Erkenntnis der Teilnehmerin gefreut, denn im Begreifen des Unterschiedes zwischen den mentalen Zuständen Verpflichtung und Verantwortung liegt so viel Chance auf Freiheit, Wachstum und Exzellenz für sich selbst und die Welt.

Ich erlebe die mentalen Zustände Verantwortung und Verpflichtung in mir sehr unterschiedlich, was nach außen nicht immer erkennbar ist, da sie zur selben Handlung führen können. Bei einer Videokonferenz kann ich aus Verantwortung oder aus Verpflichtung mitmachen. Woran kann ich Verpflichtung erkennen?

  • Ich denke, dass ich in dieses Meeting muss und keine Wahl habe.
  • Meine Gedanken schweifen ab, ich schreibe nebenbei E-Mails oder achte mehr darauf, wie jemand etwas sagt als darauf, was er sagt.
  • Ich sehe schwarzweiß, finde immer nur eine einzige Lösung, bin zynisch/sarkastisch, ungehalten, schlecht gelaunt und streng mit mir selbst (was mich möglicherweise wieder ins Schämen zurückführt).
  • Mein Beitrag zum Zweck des Meetings ist von außerordentlicher Durchschnittlichkeit geprägt oder gar nicht vorhanden.
  • Die Zeit vergeht sehr langsam.
  • Hinterher bin ich müde, es war anstrengend.

Sind aus diesem Zustand heraus große Ideen, richtungsweisende Innovationen, erfolgreiche Strategien oder weltverändernde Bewegungen entstanden? Wohl kaum. Die entstehen im mentalen Zustand Verantwortung. Aber wie komme ich dahin?

Es beginnt damit, dass ich mich im mentalen Zustand Verpflichtung erwische und mich darüber freue, mich erwischt zu haben. Dann frage ich mich, was ich eigentlich will und gebe mir Antworten:

Ich könnte erstmal bewusst in Verpflichtung bleiben – das kann ich gut, mache ich schließlich jede Woche in dieser Konferenz, das ist Komfortzone, und ich freue mich darüber, dass ich nichts verändern muss. Ich könnte auch versuchen, die „Was will ich eigentlich durch meine Teilnahme an diesem Meeting erreichen?“-Frage zu klären, um beim nächsten Mal mit mehr Energie und Ideen dabei zu sein. Oder ich nehme nicht mehr teil und lebe mit der Konsequenz, die das hat. Oder ich gehe mit Kollegen in Kontakt, ob es ihnen vielleicht ebenso ergeht und wir gemeinsam etwas anderes wollen. Oder, oder, oder – die Fülle der Optionen zeigt, dass ich den Schritt über die Linie gemacht habe und das Problem „Ich will nicht aus Verpflichtung bei dieser Videokonferenz mitmachen“ in Besitz genommen habe. Ich sehe viele Möglichkeiten und habe Wahlfreiheit. Mit dieser Haltung die Welt zu ruinieren wird kaum gelingen.

Wichtiger Hinweis: Aus dem mentalen Zustand Verpflichtung zu handeln, ist – wie alle anderen mentalen Zuständen im Prozess – menschlich, normal, nicht falsch oder schlecht oder verwerflich. Dies anzuerkennen und sich nicht zu verurteilen, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Verantwortung. Ein weiterer Schritt ist die Frage „Was will ich?“. Sie ist der Einstieg in die Anwendung des ersten der drei Schlüssel zu Verantwortung: Ich setze mir eine ABSICHT.

Wie schaffst du den Schritt von Verpflichtung zu Verantwortung? Schreibe uns gern deine Erfahrung.



Führe dich selbst zuerst!

Nadine und Henning Wolf, selbstführen W2 GmbH
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