Foto: Bergrücken im Defereggental in Osttirol

Diesen Satz von Marie von Ebner-Eschenbach glaube ich sofort. Aus eigener Erfahrung weiß ich es sogar: In Zeiten, in denen ich an mich glaube, gehe ich mit einem Gefühl von „Ich kann alles“ durch die Welt. Ich sehe keine Probleme, nur spannende Herausforderungen und Gelegenheiten zum Lernen und Wachsen. Doch auch das Gegenteil trifft zu: Mein Zweifel an mir führt dazu, dass ich noch nicht mal einen kleinen Sandhügel versetzen kann. Ich traue mir nichts mehr zu, jede Hürde ist zu hoch und bestätigt nur, was ich schon wusste: „Ich kann gar nichts“.

Beide Aussagen stimmen in der jeweiligen Situation. Doch zu kreativen Ergebnissen und inspirierender Wirkung werde ich während der „Ich kann gar nichts“-Phase nicht kommen, also möchte ich diesen Glaubenssatz möglichst selten von meiner inneren Stimme zu hören bekommen. Zum Glück sind wir grundsätzlich mit Macht gegenüber unserer inneren Stimme ausgestattet und können sie für unsere Zwecke nutzen. Dabei helfen mir vor allem zwei Schritte:

1. Transformieren: aus einem nicht so nützlichen Glaubenssatz einen nützlicheren machen

Für den ersten Schritt benutze ich ein Vorgehen, dessen genaue Quelle ich nicht kenne. Ich nehme an, dass das über Menschen, die eine „Co-Active Coaching“-Ausbildung durchlaufen haben, bei mir gelandet ist. Sachdienliche Hinweise auf Bücher/Links/Webseiten zum Verlinken nehmen wir gern entgegen.

Ich starte damit, mich an eine Situation zu erinnern, in der ich mich zuletzt aus meiner Sicht nicht optimal verhalten habe (1). Dann überlege ich mir, wie ich mich bei diesem Verhalten gefühlt habe bzw. welches Gefühl mein Verhalten ausgelöst hat (2). Die nächste Frage ist, welcher Glaubenssatz in mir wohl dieses Gefühl befördert, einlädt, befeuert oder nährt (3). So ein Glaubenssatz startet meistens mit „Ich“. Typische Glaubenssätze, die viele Menschen in sich tragen, sind „Ich genüge nicht“, „Ich darf keine Schwäche zeigen“ oder „Ich muss es alleine schaffen“. Solche inneren Stimmen sind bis zu einem gewissen Grad nützlich, sie treiben uns an, und gleichzeitig blockieren sie uns irgendwann den Weg zum mentalen Zustand Verantwortung.

Anschließend sehe ich mir die andere Seite an: Ich stelle ich mir vor, wie ich mich optimalerweise gern in der Situation verhalten hätte (4). Und wieder verknüpfe ich das mit dem Gefühl, das mit meinem gewünschten Verhalten einhergeht (5), und überlege mir, wie der Glaubenssatz lauten könnte, der dieses Gefühl auslöst (6).

Ich bin darüber schon bei Sätzen gelandet wie „Ich suche immer weiter kraftvoll, unbeschwert und voller Vertrauen nach neuen Lösungen“ oder „Ich liebe und akzeptiere mich“. Diesen Transformationsprozess finde ich schon in sich erhellend, weil man einmal an einer bestimmten Situation sein Verhalten, seine Gefühle und seine innere Stimme miteinander in Verbindung bringt. Ich lerne dabei jedesmal etwas Neues über mich. Trotzdem wird das einmalige Finden eines neuen Glaubenssatzes diesen noch nicht dauerhaft in mir zum Wirken bringen. Dafür hilft der zweite Schritt.

2. Implementieren: den nützlicheren Glaubenssatz in mir einbauen

Für das Implementieren benutze ich „7×70“. Kennengelernt habe ich die Methode durch Christopher Avery in seinem Mastery-Programm. Für Schritt 2 muss man Schritt 1 übrigens nicht gemacht haben, es gibt ja unzählige allgemeine Glaubenssätze, die eine unterstützende Wirkung auf uns haben. Beispiele:

  • Mir fällt immer eine Lösung ein.
  • Ich bin größer als jedes Problem.
  • Ich bin schön, schlank und gesund.
  • Mein Leben ist voller Freude und Vitalität.
  • Ich bin großartig.
  • Mein Leben ist perfekt wie es ist.
  • Das Universum ist immer auf meiner Seite.

Um diese Sätze in uns einzupflanzen, braucht es Wiederholungen, nämlich 7×70: siebzigmal an sieben aufeinanderfolgenden Tagen den Glaubenssatz aufschreiben. Für manche Menschen hat es einen besonderen Reiz, das handschriftlich zu machen, mir reicht eine Excel-Tabelle und Copy-and-paste. So gehe ich vor:

In der ersten Spalte zähle ich die Zeilen, in der zweiten steht der Glaubenssatz, in der dritten sammle ich meine Reaktionen auf den Glaubenssatz, d.h. ich denke oder sage den Glaubenssatz und schreiben auf, welche Gedanken mir dazu in den Kopf kommen. Am Anfang ist es oft Zweifel oder sogar Widerstand, gegen Ende überwiegt bei mir oft der Wille, das zu glauben, weil es mich kraftvoller macht. Wieviel Zeit man sich nimmt und wie tief man da einsteigt, hat man selbst in der Hand. Ich fahre eher eine schnelle Variante (wahrscheinlich aufgrund meines Glaubenssatzes „Schneller ist besser“), sodass ich nach 30 bis 40 Minuten durch bin. Dann hat man nach 7 Tagen immerhin viereinhalb Stunden mit dem neuen Glaubenssatz verbracht, und bei mir hat das nachhaltigen Effekt. Hier ein Auszug aus einer meiner 7×70-Tabellen zum Veranschaulichen:

Auszug aus Nadines 7×70-Tabelle zum Verinnerlichen neuer Glaubenssätze

Henning und ich haben mal einen Glaubenssatz entdeckt, den wir beide hatten: „Wenn es nicht anstrengend ist, ist es nichts wert“. Rational war uns klar, dass das Quatsch ist; Ergebnisse sind etwas wert, weil sie Wert haben, unabhängig davon, ob sie leicht oder schwer zu erreichen waren. Der Vorteil an Leichtigkeit ist, dass es weniger müde macht. Also haben wir ein 7×70 gemeinsam gemacht, indem immer einer den Satz „Wir haben’s leicht“ ausgesprochen hat und der andere seine Reaktion darauf. Damit haben wir uns abgewechselt bis wir die siebzig Male durch hatten.

Ich glaube, dass unser Leben seitdem leichter ist.

Viel Freude beim Entdecken des Glaubens an die eigene Kraft!



Führe dich selbst zuerst!

Nadine und Henning Wolf, selbstführen W2 GmbH
Telefon: +49 4152 934 90 85, kontakt@selbstfuehren.de
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