Besonders zum Jahresbeginn nehmen wir uns gern Großes vor: Fitter, schlanker und gesünder werden, immer gelassen bleiben, endlich die Balance zwischen Privat- und Berufsleben hinbekommen. Wir entwerfen entsprechende Pläne und fangen enthusiastisch an, unser Verhalten zu verändern. Dann geht es nicht so schnell und leicht wie gedacht, die Ziele werden zur Belastung und verursachen dauerhaft ein schlechtes Gewissen, Frust und Resignation gesellen sich dazu.

Es darf leicht sein! Schwere erschwert die Zielerreichung.

Wie gelingt es, an Zielen dranzubleiben? Mit Leichtigkeit!

„Die Entdeckung der Leichtigkeit“ könnte eine Überschrift über meine Responsibility-Reise der letzten Jahre sein. Mit dem Begriff Leichtigkeit habe ich früher Bequemlichkeit, Unverbindlichkeit oder Oberflächlichkeit verbunden. Deshalb hat mich das eher abgestoßen, ich wollte doch für Seriosität und Bedeutsamkeit stehen. Inzwischen habe ich die Erfahrung gemacht, dass Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit gar kein Widerspruch sind, sondern dass Leichtigkeit vielmehr der kraftvolle Weg zu Ernsthaftigkeit ist. Und für mich ein wichtiger Gradmesser in Bezug auf mittel- und langfristige Ziele: Wenn in der Umsetzung eines angepeilten Ziels nicht ein gewisses Maß an Leichtigkeit, Freude und Begeisterung steckt, ist die Erfolgsaussicht auf die Zielerreichung gering. Dann gilt es, den Weg und/oder das Ziel anzupassen und mehr Leichtigkeit einzubauen.

Wie stelle ich Leichtigkeit her?

Wie es konkret für dich leichter wird, unterscheidet sich vermutlich von dem, wie es für mich leichter wird, doch es gibt ein paar grundlegende Ideen zur individuellen Leichtigkeit:

Ziel ganz in Besitz nehmen

Das Ziel ganz zu meinem Ziel zu machen ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass ich auf dem Weg zum Ziel im mentalen Zustand VERANTWORTUNG bleibe und nicht in VERPFLICHTUNG abrutsche. Viele von uns sind geübt darin, an von außen gesetzten Zielen zu arbeiten. Doch wenn ich persönlich wenig bis nichts davon habe, brauche ich viel Disziplin und Überwindung, um dranzubleiben – dadurch wird es schwer. Die Fragen zur Leichtigkeit lauten: Was steckt für mich drin? Was kann ich gewinnen? Was wird für mich besser, wenn ich das Ziel erreiche?

Ein Beispiel aus meinem Leben: Als ich bei meinem letzten Arbeitgeber aus der Backoffice-Tätigkeit heraus die Beratungslaufbahn eingeschlagen habe, stand irgendwann auch mein erster Vortrag auf einer Konferenz an. Die Vorbereitung lief sehr schleppend und war belastend – bis ich dahinter gekommen bin, dass ich diesen Vortrag noch gar nicht ganz für mich in Besitz genommen hatte. Das Ziel hatte sich vor allem daraus ergeben, dass ich dachte, ich müsste einen Vortrag halten, weil es eben zur Rolle der Beraterin dazugehört und von mir erwartet wird. Sobald ich mir überlegt habe, was für eine Chance das für mich persönlich ist und wie gern ich die nutzen möchte, war es leicht, diesen Vortrag vorzubereiten. Und selbst mit all der Aufregung umzugehen, die so ein erstes Mal eben mit sich bringt, war von Leichtigkeit geprägt.

Persönliche Stärken und Vorlieben nutzen

Die eigenen Stärken parat zu haben und bewusst zu nutzen ist ein weiterer Schritt zu Leichtigkeit. Die Forschung rund um Stärken zeigt, dass wir zufriedener und motivierter sind, wenn wir unsere Stärken einsetzen. Und auf diese Weise begünstigen wir auch unsere Zielerreichung. Wenn ich mich selbst gut kenne, kann ich bewusst wählen, welche meiner Stärken oder bevorzugten Arbeitsweisen mir behilflich ist, um eine Aufgabe mit Leichtigkeit umzusetzen.

Wie finde ich meine Vorlieben und Stärken heraus? Oft sind die eigenen Stärken auch unsere blinden Flecken: Weil es uns so leicht fällt, nehmen wir sie nicht wahr. Daher ist es aufschlussreich, Freundinnen, Kollegen oder Vorgesetzte zu fragen, welche Stärken sie wahrnehmen. Außerdem gibt es eine Reihe von Anbietern, die über Fragebögen Stärken-Profile erstellen – ich kann am meisten mit Strengths Profile anfangen. Das Profil schaut sehr differenziert auf Stärken und liefert viele konkrete Anregungen mit. Selbstreflexion gibt aber auch schon Aufschluss, z.B. über den Rückblick auf den Tag: Welche Aufgaben habe ich mit Freude und Fokus erledigt? Was hat mir Energie gegeben? Bei was ist die Zeit schnell vergangen? Die Antworten können nützliche Hinweise geben, auf welche Art und Weise ich an meinen Zielen arbeiten kann.

Ein Beispiel: Ich habe mir vorgenommen, mehr Fachbücher zu lesen. Es passiert aber nicht. Möglicherweise entspricht diese Form des Selbststudiums nicht meiner natürlichen Art zu lernen. Also steige ich um auf Hörbücher oder gründe einen Buchclub, um direkt mit anderen das Gelesene zu reflektieren, oder ich buche lieber einen Workshop zum Thema. Die Optionen heutzutage sind ja zahlreich, also suche ich mir die leichteste aus. Möglicherweise kostet sie mehr, hat aber auch mehr Wirkung.

Erfolgserlebnisse produzieren

Um an Zielen dranzubleiben, brauchen wir Erfolgserlebnisse. Und Erfolgserlebnisse produziert man, indem man große, ehrgeizige oder langfristige Ziele in kleinere, erreichbare und sehr konkrete Etappenziele unterteilt.

Um beim „Mehr Fachbücher lesen“-Beispiel zu bleiben: Den Erfolg nicht am kompletten Buch festmachen, sondern an einzelnen Kapiteln. Oder über eine zeitliche Routine: Immer morgens nach dem Zähneputzen lese ich 10 Minuten im Fachbuch. So starte ich direkt mit einem Erfolgserlebnis in den Tag.

Organisiere dir Unterstützung

„Du musst es selbst machen, und du kannst es nicht alleine machen.“

Martin Rutte

Mir gefällt dieses Zitat. Es erinnert mich daran, dass ich mich gar nicht durch alles selbst durchbeißen muss! Menschen helfen gern, und wenn sie das auch noch über ihre Stärken tun können, ergeben sich doch großartige Synergien. Gerade Menschen, die aus Kommunikation mit anderen Energie ziehen, haben es leichter, wenn sie Aufgaben nicht still für sich allein erledigen müssen. Und es hilft auch, einen gewissen sozialen Druck zu nutzen. Für mich ist da der wichtigste Schritt: Ich teile meine Ziele mit anderen und erzähle, was ich vorhabe. Einerseits ist das Ziel dadurch laut ausgesprochen in der Welt, andererseits haben andere Menschen noch weitere Ideen, wie die erfolgreiche Umsetzung aussehen kann. Und ich kann deren Stärke nutzen an Stellen, die mir schwer fallen.

Mir fällt es beispielsweise schwer, ein weißes Blatt mit Text zu füllen. Mir fällt Kreativität vor allem leicht, wenn ich viel Rahmen vorgegeben habe. Mein Mann Henning dagegen, denkt am liebsten ganz frei „auf grüner Wiese“. Für diesen Blogpost habe ich ihn also um Ideen für einen Rahmen oder eine Struktur gebeten. Das fiel ihm sehr leicht, mir fiel dann das Schreiben leicht.

Du darfst es leicht haben!

Eine Voraussetzung für all diese Ansätze kann sein, zunächst mal einen alten Glaubenssatz los- und einen neuen zuzulassen. Der bekannte Ausspruch „Ohne Fleiß kein Preis“ (gern auch von Eltern in der Schulzeit benutzt) legt nahe, dass man nur mit Fleiß, Disziplin, Anstrengung und Überwindung erfolgreich sein kann. Diese Annahme hat mit Sicherheit zu dem einen oder anderen Erfolg beigetragen. Gleichzeitig hat eine andere Annahme für mich deutlich mehr Wirkung und Erfolg gebracht: „Ich darf es leicht haben!“. Immer öfter spreche ich mir selbst (und anderen) die Erlaubnis aus, dass es leicht sein darf. Das hat erstaunlich viel Energie gebracht und meine Kreativität und Motivation angekurbelt.

Abschließende Selbstreflexion

Wenn du an eines deiner größeren Ziele denkst:

  • Was steckt für dich persönlich drin?
  • Welche deiner Stärken und Vorlieben setzt du auf dem Weg zum Ziel ein?
  • Welche Zwischenziele kannst du als Erfolge verbuchen?
  • Welche Allianzen mit anderen könntest du noch schmieden, um dir die Zielerreichung leichter zu machen?
  • Wie erinnerst du dich zwischendurch daran, dass du es leicht haben darfst?

Meine Erlaubnis zu Leichtigkeit hast du! Ich wünsche dir viel Erfolg beim Umsetzen und Erreichen deiner Ziele.

Melde dich gern bei mir, wenn du dir einen Austausch darüber wünschst.



Führe dich selbst zuerst!

Nadine und Henning Wolf, selbstführen W2 GmbH
Telefon: +49 4152 934 90 85, kontakt@selbstfuehren.de
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