Dein Tag ist schon wieder voll mit eng getakteten Terminen, eigentlich sieht die ganze Woche so aus. Deine „Selbstreflexion“- oder „Fokuszeit“-Blocker fallen ständig anderen Dingen zum Opfer. Dein Posteingang wartet noch auf Bearbeitung, und jetzt ruft auch noch die Kundin an und hat eine tolle neue Idee, die du für sie umsetzen darfst. Dazu hast du auch wirklich Lust, aber alles passiert im Reaktiv-Modus: Du reagierst nur noch spontan auf äußere Anfragen, zum bewussten Gestalten deiner Zeit und Aufgaben kommst du kaum noch. Deshalb fühlst du dich so fremdbestimmt, und das gefällt dir nicht. Was jetzt?

Unser Eindruck ist, dass du damit nicht allein bist! Der Druck in Unternehmen und damit auf Mitarbeitende steigt. Leider ist die Reaktion nicht, dass weniger gemacht, härter priorisiert oder der Ursache auf den Grund gegangen wird, sondern es wird unreflektiert noch mehr Arbeit auf weniger und weniger leistungsfähige Köpfe verteilt. Folgst du dieser kulturellen Prägung, wirst du möglicherweise für dein Heldentum gefeiert, brennst dich aber aus. Stellst du dich dieser Prägung entgegen, fühlt sich das vielleicht besser, aber immer noch nach Kampf an. Es braucht also umso mehr deine effektive Selbstführung, damit du so gestalten, agieren und wirken kannst, wie du es willst.

Im Folgenden drei Einstiege, die du nehmen könntest, um deine Selbstführung zu aktivieren und dir wieder mehr Freiheit, Stärke, Optionen und Handlungsfähigkeit zu verschaffen.

Einstieg übers Gefühl

Zurück zu deinem „Gefühl“ der Fremdbestimmtheit – was genau fühlst du eigentlich? Hier mal ein paar Vokabeln als Vorschläge, damit du dein Gefühl präziser benennen kannst: Fühlst du dich wertlos oder verloren (Gefühle von Apathie), übersehen oder enttäuscht (Gefühle von Traurigkeit), angespannt oder sorgenvoll (Gefühle von Angst), aufgebracht oder frustriert (Gefühle von Wut)? Um dein Gefühl in VerANTWORTung zu nehmen, lohnt es sich, es wirklich zu verstehen. Eine wirkungsvolle Antwort auf Apathie wird anders aussehen als der effektive Umgang mit Wut.

Gefühle können uns so einerseits nützliche Erkenntnisse liefern, andererseits können sie Flucht, Kampf oder Einfrieren auslösen – keine dieser Reaktionen löst unser Problem wirklich. Dann kann das Loslassen des Gefühls ein effektiver erster Schritt sein, um wenigstens soweit Erleichterung herzustellen, dass man sich dem Problem wirklich stellen kann.

Wenn man gerade in Angst, Traurigkeit oder Wut feststeckt, ist das schwer anzunehmen, aber wenn das Loslassen ein Stück geholfen hat, ist man für diesen Blick vielleicht wieder offener: Wir sind unseren Gefühlen nicht machtlos ausgeliefert! Du kannst die Entscheidung treffen, dich stark, zuversichtlich, offen, kreativ und lebendig zu fühlen. Vielleicht hilft es auch, den Scheinwerfer auf die Lebensbereiche zu richten, in denen du dich schon so fühlst oder auf Zeiten in der Vergangenheit, in denen du dich mal so gefühlt hast. Da stecken vielleicht Anregungen drin, was du verändern kannst, um dich nicht so fremdbestimmt zu fühlen.

Einstieg über ABSICHT

Glückwunsch zu der Einsicht, dass du diese Fremdbestimmtheit nicht magst und so nicht haben willst! Da hast du den ersten Schlüssel zu Verantwortung AUFMERKSAMKEIT schon erfolgreich eingesetzt.

Wenn du dich nun dem Schlüssel ABSICHT widmest, gibt es eine Tücke: Von was wir weg wollen, finden wir schnell heraus, aber wohin wir stattdessen wollen, haben wir selten sofort parat. Es ist aber die konkretere und nützlichere Hilfestellung. Also ist die spannende Frage, wie du die konstruktive Wendung hinbekommst: Was willst du denn stattdessen? Wie fühlt sich das an? Was steckt da für dich drin? Was könnte ein erster Schritt in diese Richtung sein?

Wenn du weg willst von Fremdbestimmtheit, könnte die konstruktive Wendung lauten: Ich möchte mich auf diesen Aufgabenbereich konzentrieren, weil ich dort wirklich etwas bewirken kann. Dann könnten alle anderen Bereiche oder Aufgaben weniger wichtig werden oder du übergibst sie an eine andere Person.

Deine Absicht könnte auch sein, dass du weniger Widerstand gegen die Situation entwickelst und deine gegenwärtige Fremdbestimmtheit akzeptieren und annehmen willst. „Es ist, wie es ist, und ich hole aus der Situation raus, was ich kann. Kein Grund, mich macht- oder kraftlos zu fühlen!“

Einstieg übers Erforschen und Ausprobieren

Wenn das mit der Akzeptanz nicht komplett klappt, ist das nicht schlecht, schlimm oder falsch, sondern es bleibt eine Situation, die ich erforschen kann. Optionen auszuloten, mit anderen Menschen ins Gespräch zu gehen und Fragen zu stellen, um die Situation besser zu verstehen, und mir dann zu überlegen, ob und was man tun will, könnte also ein weiterer Ansatz sein.

Falls das bereits passiert ist, geht’s ans Ausprobieren. Damit sich Dinge ändern, muss ich Dinge ändern – meistens sind es erstmal meine eigenen Verhaltensweisen. Um aus einer festgefahrenen Dynamik auszusteigen, ist es fast egal, was du änderst. DASS du etwas änderst, ist der entscheidende Schritt. Probiere etwas aus, dass dich anspricht und dir leicht fällt. Es gibt eh nicht die eine perfekte Lösung, also geht’s ums Machen. Mögliche Experimente könnten sein:

  • Ich frage in jedem/im nächsten Meeting nach, ob und wofür ich gebraucht werde und/oder ob beim nächsten Mal auf mich verzichtet werden kann.
  • Ich sage zu jeder dritten Anfrage „Nein, ich will das nicht auch noch übernehmen“ oder „Was soll ich dafür sein lassen?“.
  • Ich nehme meine „Selbstreflexion“- oder „Fokuszeit“-Blocker mal für drei Wochen ernst und verplane die Zeit nicht anderweitig. Ggf. treffe ich dazu eine Vereinbarung mit Kolleg:innen oder Vorgesetzten, die mich dabei unterstützen.
  • Alle Anrufe gehen erstmal auf die Mailbox, damit ich nicht direkt „Ja“ sagen kann.
  • Ich lenke meine Aufmerksamkeit für eine Woche auf die Aspekte, die mir an der Fremdbestimmtheit gefallen, und schreibe das auf.
  • Ich setze mir für jeden Tag ein Goal #1: Das ist die eine Aufgabe, die ich heute auf jeden Fall erledigen will. Komme, was wolle!

Du hast bestimmt noch weitere Ideen, was du ausprobieren kannst. Das führt vielleicht wieder zu einer neuen ABSICHT oder auch zu einer neuen Beurteilung der Situation.

Und falls das alles nicht hilft, und du in dem Zustand von Macht- und Kraftlosigkeit steckenbleibst, melde dich gern bei mir.



Führe dich selbst zuerst!

Nadine und Henning Wolf, selbstführen W2 GmbH
Telefon: +49 4152 934 90 85, kontakt@selbstfuehren.de
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