
Der mentale Zustand Aufgeben ist ein optionaler Zustand, d.h. wir durchlaufen ihn auf dem Weg zu Verantwortung nicht immer, sondern nur, wenn wir es emotional in den Zuständen Schämen oder Verpflichtung nicht aushalten. In Aufgeben parken wir für eine Weile unser Problem bzw. unseren Wunsch nach Lösung. Die begleitende innere Stimme sagt etwas wie „Ich kann es wohl nicht haben“ oder „Ach, ist jetzt auch egal“. Das ist der Ort, an dem wir unsere Träume aufgeben, weil wir vor den Konsequenzen, die das Inbesitznehmen des Traums auslösen könnte, zuviel Angst haben. In der ersten deutschen Übersetzung des Prozess-Posters hieß dieser Zustand „innere Kündigung“, und bezogen auf die Jobsituation ist das passend: Wer war nicht schon mal unzufrieden mit dem Job, hat sich aber nirgendwo beworben, um etwas an der Situation zu ändern, weil das Selbstvertrauen eh schon angeknackst war und man keine Absage riskieren wollte. Also kapitulieren wir, sind nicht mehr wirklich präsent und committet auf den aktuellen Job und verharren in diesem Schwebezustand bis wir bereit sind, uns dem Schmerz zu stellen.
Ein anderes Beispiel könnte ein unliebsames monatliches Projekt-Meeting sein, das man für pure Zeitverschwendung hält und nur aus Verpflichtung mitmacht. Man ist nicht bereit, den Schritt über die Linie zu Verantwortung zu gehen, will aber auch nicht die Schwere der Verpflichtung spüren, also parkt man das Problem für einen Monat, wo es dann kurz vorm nächsten Meeting wieder in Verpflichtung ins Bewusstsein zurückkehrt.